Kalkutta
Kalkutta ist die viertgrößte Stadt Indiens und liegt ganz im Osten des Landes. Die britische Besatzung ist in der alten Handelsstadt noch immer sehr sichtbar an den imperialistischen Bauten und gelben Taxis der Marke „Hindustan Ambassador“, die wie aus englischen Spielfilmen wirken. Die Straßen sind mit Bäumen gesäumt und in den Kneipen, die wie die Pubs in Großbritannien holzvertäfelt sind, gibt es Whiskey und frittierten Fisch. Bei unserer Reise darf dieser Ort nicht fehlen. Denn in Kalkutta fand 1999 die erste kleine Pride-Veranstaltung Indiens statt, der „Friendship-Walk“. Seit 2005 feiert die Community jährlich die Rainbow Week.
Während wir in Kalkutta sind, verändert sich die politische Stimmung des Landes und ein anderes Thema verfolgt uns: Missbrauch und sexualisierte Gewalt. In den großen Städten finden Proteste statt. Auslöser sind die stetig zunehmende Gewalt an Frauen, zugespitzt hat sich die Lage durch die Vergewaltigung einer 27-jährigen Tierärztin, die Ermittlungen zufolge von vier Männern vergewaltigt, anschließend mit Benzin übergossen und lebendig verbrannt wurde. Die Polizei erschießt wenig später vier Verdächtige ohne Gerichtsverhandlung. Bei Dämmerung besuchen wir einen dieser Proteste und sprechen dort mit demonstrierenden Frauen – nicht nur, dass sie bei Dämmerung auf der Straße sind, ist daran ungewöhnlich, auch ihre spitzen Äußerungen. Denn in Indien geben sich viele Frauen eher still, genügsam, unpolitisch. Sie fordern mehr Sicherheit und gleiche Rechte für alle, für queere Menschen, nicht nur für Frauen, auch für Kinder, für Muslime, für alle Minderheiten.
Eine Woche bevor wir Kalkutta erreichten, war von der rechtskonservativen BJP-Regierung unter Narendra Modi ein Gesetz zur Änderung des indischen Staatsbürgerschaftsrechts, der „Citizenship (Amendment) Act“, verabschiedet worden, das in westlichen Medien und auch innerhalb der indischen Bevölkerung kritisiert wird: Es soll zwar Geflüchteten, die vor Dezember 2014 aufgrund von Verfolgung aus Pakistan, Bangladesch und Afghanistan geflohen sind, eine schnellere Einbürgerung erlauben. Ausgeschlossen werden allerdings Muslime, eine der größten Minderheit. Am Abend sehen wir Männer mit brennenden Fackeln auf der Park Street im Herzen der Stadt demonstrieren, sie wollen sich wehren. Lokale Medien berichten am nächsten Tag von Ausschreitungen, von Toten. Die Szenen wirken beängstigend auf uns. Die kunterbunte Handelsstadt zum ersten Mal düster und bedrohlich.
Kalkutta
Kalkutta ist die viertgrößte Stadt Indiens und liegt ganz im Osten des Landes. Die britische Besatzung ist in der alten Handelsstadt noch immer sehr sichtbar an den imperialistischen Bauten und gelben Taxis der Marke „Hindustan Ambassador“, die wie aus englischen Spielfilmen wirken. Die Straßen sind mit Bäumen gesäumt und in den Kneipen, die wie die Pubs in Großbritannien holzvertäfelt sind, gibt es Whiskey und frittierten Fisch. Bei unserer Reise darf dieser Ort nicht fehlen. Denn in Kalkutta fand 1999 die erste kleine Pride-Veranstaltung Indiens statt, der „Friendship-Walk“. Seit 2005 feiert die Community jährlich die Rainbow Week.
Während wir in Kalkutta sind, verändert sich die politische Stimmung des Landes und ein anderes Thema verfolgt uns: Missbrauch und sexualisierte Gewalt. In den großen Städten finden Proteste statt. Auslöser sind die stetig zunehmende Gewalt an Frauen, zugespitzt hat sich die Lage durch die Vergewaltigung einer 27-jährigen Tierärztin, die Ermittlungen zufolge von vier Männern vergewaltigt, anschließend mit Benzin übergossen und lebendig verbrannt wurde. Die Polizei erschießt wenig später vier Verdächtige ohne Gerichtsverhandlung. Bei Dämmerung besuchen wir einen dieser Proteste und sprechen dort mit demonstrierenden Frauen – nicht nur, dass sie bei Dämmerung auf der Straße sind, ist daran ungewöhnlich, auch ihre spitzen Äußerungen. Denn in Indien geben sich viele Frauen eher still, genügsam, unpolitisch. Sie fordern mehr Sicherheit und gleiche Rechte für alle, für queere Menschen, nicht nur für Frauen, auch für Kinder, für Muslime, für alle Minderheiten.
Eine Woche bevor wir Kalkutta erreichten, war von der rechtskonservativen BJP-Regierung unter Narendra Modi ein Gesetz zur Änderung des indischen Staatsbürgerschaftsrechts, der „Citizenship (Amendment) Act“, verabschiedet worden, das in westlichen Medien und auch innerhalb der indischen Bevölkerung kritisiert wird: Es soll zwar Geflüchteten, die vor Dezember 2014 aufgrund von Verfolgung aus Pakistan, Bangladesch und Afghanistan geflohen sind, eine schnellere Einbürgerung erlauben. Ausgeschlossen werden allerdings Muslime, eine der größten Minderheit. Am Abend sehen wir Männer mit brennenden Fackeln auf der Park Street im Herzen der Stadt demonstrieren, sie wollen sich wehren. Lokale Medien berichten am nächsten Tag von Ausschreitungen, von Toten. Die Szenen wirken beängstigend auf uns. Die kunterbunte Handelsstadt zum ersten Mal düster und bedrohlich.