Wie leben Menschen in einem Land, das ihnen über hundert Jahre lang gesetzlich verboten hat, sie selbst zu sein, zu lieben, wen sie möchten, sich zu kleiden, wie sie möchten? Wir sind nach Indien gereist, um Menschen aus der LGBTIQ-Community zu treffen, sie kennenzulernen und ihnen zuzuhören.
Was wir dort gelernt haben? Indien ist ein Land der Widersprüche. Indien ist das Land der Liebeskunst, des Kamasutra, dem ältesten Erotik-Guide der Welt, der Götter mit mehreren Geschlechtern. Die größte Demokratie der Welt. Doch gleichzeitig auch Ort der Unterdrückung, an dem wahre Liebe scheinbar nur in Bollywood Filmen existiert und das Reden über Sexualität wegen der prüden Moralvorstellungen britischer Imperialisten im 19. Jahrhundert zum Tabu wurde – und auch Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit noch immer ist. Bis Ende 2018 hat ein Paragraph, die „Section 377“, Homosexualität per Gesetz zur Straftat gemacht.
Über 150 Jahre lang war „Section 377“ Teil des indischen Strafgesetzbuches. Britische Kolonialherren führten den Paragraphen 1861 ein. Darin steht, dass „fleischlicher Verkehr wider die Ordnung der Natur“ ein Verbrechen ist und demnach unter Strafe steht. Vor allem gleichgeschlechtlicher Sex wurde damit über lange Zeit kriminalisiert. 2018 entschied der Oberste Gerichtshof, dass ein Teil des Paragraphen, der sich vor allem gegen Schwule und Lesben richtet, gegen die Verfassung verstoße. Er wurde daraufhin aufgehoben.
Wir sind in Indien zu Besuch gewesen mit der Hoffnung, dieses Land und seine Gegensätze besser zu verstehen. Dass die Abschaffung eines Paragraphen nicht schlagartig das Mindset von 1,3 Milliarden Menschen verändern würde, ahnten wir schon vor der Recherche. Doch erst als wir in Mumbai, Chennai, Kalkutta und Neu-Delhi waren, wurde uns bewusst, wie häufig noch immer gewaltsame Übergriffe passieren, wie es sich anfühlen muss, zwar offiziell lieben zu dürfen, wen und wie man möchte, es aber dennoch vor der eigenen Familie verschweigen zu müssen.
Mit unserem Projekt „377. Inside India’s Queer Community“ wollen wir all denen einen Einblick gewähren, die das nicht mit eigenen Augen können. Und denen eine Stimme und ein Gesicht zu geben, die täglich untertauchen müssen. Wir erzählen die Geschichten derer, die Teil der LGBTIQ-Community Indiens sind, die uns ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle mit großem Vertrauen offenbart haben.
Wie leben Menschen in einem Land, das ihnen über hundert Jahre lang gesetzlich verboten hat, sie selbst zu sein, zu lieben, wen sie möchten, sich zu kleiden, wie sie möchten? Wir sind nach Indien gereist, um Menschen aus der LGBTIQ-Community zu treffen, sie kennenzulernen und ihnen zuzuhören.
Was wir dort gelernt haben? Indien ist ein Land der Widersprüche. Indien ist das Land der Liebeskunst, des Kamasutra, dem ältesten Erotik-Guide der Welt, der Götter mit mehreren Geschlechtern. Die größte Demokratie der Welt. Doch gleichzeitig auch Ort der Unterdrückung, an dem wahre Liebe scheinbar nur in Bollywood Filmen existiert und das Reden über Sexualität wegen der prüden Moralvorstellungen britischer Imperialisten im 19. Jahrhundert zum Tabu wurde – und auch Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit noch immer ist. Bis Ende 2018 hat ein Paragraph, die „Section 377“, Homosexualität per Gesetz zur Straftat gemacht.
Über 150 Jahre lang war „Section 377“ Teil des indischen Strafgesetzbuches. Britische Kolonialherren führten den Paragraphen 1861 ein. Darin steht, dass „fleischlicher Verkehr wider die Ordnung der Natur“ ein Verbrechen ist und demnach unter Strafe steht. Vor allem gleichgeschlechtlicher Sex wurde damit über lange Zeit kriminalisiert. 2018 entschied der Oberste Gerichtshof, dass ein Teil des Paragraphen, der sich vor allem gegen Schwule und Lesben richtet, gegen die Verfassung verstoße. Er wurde daraufhin aufgehoben.
Wir sind in Indien zu Besuch gewesen mit der Hoffnung, dieses Land und seine Gegensätze besser zu verstehen. Dass die Abschaffung eines Paragraphen nicht schlagartig das Mindset von 1,3 Milliarden Menschen verändern würde, ahnten wir schon vor der Recherche. Doch erst als wir in Mumbai, Chennai, Kalkutta und Neu-Delhi waren, wurde uns bewusst, wie häufig noch immer gewaltsame Übergriffe passieren, wie es sich anfühlen muss, zwar offiziell lieben zu dürfen, wen und wie man möchte, es aber dennoch vor der eigenen Familie verschweigen zu müssen.
Mit unserem Projekt „377. Inside India’s Queer Community“ wollen wir all denen einen Einblick gewähren, die das nicht mit eigenen Augen können. Und denen eine Stimme und ein Gesicht zu geben, die täglich untertauchen müssen. Wir erzählen die Geschichten derer, die Teil der LGBTIQ-Community Indiens sind, die uns ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle mit großem Vertrauen offenbart haben.