Neu-Delhi
Neu-Delhi, die Hauptstadt Indiens, erscheint wie ein Ungetüm, so riesig, so unberechenbar, so rau. Wir sind an unserem letzten Ort der Reise angekommen. Doch Indien befindet sich im Ausnahmezustand. Auch wir mussten unsere Reisepläne daran anpassen: Viele Gesprächspartner aus Neu-Delhi sind in Protestaktionen gegen das umstrittene Staatsbürgerschaftsgesetz, den Citizenship Amendment Act (CAA), und das Staatsbürgerregister NRC verwickelt. Auf den Straßen herrscht noch mehr Chaos als sonst, mehrmals am Tag sind wir vom Internet abgeschnitten, dann ist es fast unmöglich sich in dieser riesigen Stadt zurechtzufinden. Die Proteste sind allgegenwärtig, wir können, wir wollen ihnen nicht entgehen. Wir wollen wissen: Was passiert mit Indien gerade? Um das herauszufinden, fahren wir direkt zur Universität Jamia Millia Islamia in einem muslimischen Viertel, wo am 15. Dezember 2019 Polizeibeamte brutal gegen Studierende vorgegangen waren. Wir fahren an einem ausgebrannten Bus vorbei, treffen vor der Uni hunderte von Studierenden, die Menschenketten bilden und Parolen rufen. Wir treffen auf Polizisten, die Stöcke aus Bambus oder Plastik tragen und sehen wie vor allem junge Männer in Bussen von der Polizei abtransportiert werden, eine junge Frau in Jeans versucht einem Polizisten eine Rose zu schenken, der sie nicht annimmt. Um uns herum passiert so viel, dass wir abends erschöpft ins Bett gehen und versuchen unser Projekt nicht aus den Augen zu verlieren.
In den Gesprächen, die trotz der Proteste stattfinden, spüren wir, dass NRC und CAA überall präsent sind und auch die LGBTIQ-Community negativ beeinflussen könnten. Wenn Transgender Personen beispielsweise wegen einer Namensänderung widersprüchliche Dokumente besitzen, könnten sie zu Staatenlosen werden. Vielen Menschen aus der Community könnte es ähnlich gehen, vor allem wenn ihnen der Zugang zu ihren Dokumente fehlt, weil sie ihre Familie nach ihrem Coming-Out überstürzt verlassen mussten. In Neu-Delhi haben wir Menschen getroffen, die aus unterschiedlichen Generationen und Perspektiven für Gleichbehandlung kämpfen – sei es Vikram, der als Zeichen des Protests in der Öffentlichkeit die traditionelle Kleidung indischer Frauen trägt: der Sari. Oder Reyansh und Sandhra, die für mehr Schutzräume für Personen der LGBTIQ Community in indischen Universitäten protestieren. Mit Neu-Delhi schließen wir das letzte Kapitel unserer Reise.
Neu-Delhi
Neu-Delhi, die Hauptstadt Indiens, erscheint wie ein Ungetüm, so riesig, so unberechenbar, so rau. Wir sind an unserem letzten Ort der Reise angekommen. Doch Indien befindet sich im Ausnahmezustand. Auch wir mussten unsere Reisepläne daran anpassen: Viele Gesprächspartner aus Neu-Delhi sind in Protestaktionen gegen das umstrittene Staatsbürgerschaftsgesetz, den Citizenship Amendment Act (CAA), und das Staatsbürgerregister NRC verwickelt. Auf den Straßen herrscht noch mehr Chaos als sonst, mehrmals am Tag sind wir vom Internet abgeschnitten, dann ist es fast unmöglich sich in dieser riesigen Stadt zurechtzufinden. Die Proteste sind allgegenwärtig, wir können, wir wollen ihnen nicht entgehen. Wir wollen wissen: Was passiert mit Indien gerade? Um das herauszufinden, fahren wir direkt zur Universität Jamia Millia Islamia in einem muslimischen Viertel, wo am 15. Dezember 2019 Polizeibeamte brutal gegen Studierende vorgegangen waren. Wir fahren an einem ausgebrannten Bus vorbei, treffen vor der Uni hunderte von Studierenden, die Menschenketten bilden und Parolen rufen. Wir treffen auf Polizisten, die Stöcke aus Bambus oder Plastik tragen und sehen wie vor allem junge Männer in Bussen von der Polizei abtransportiert werden, eine junge Frau in Jeans versucht einem Polizisten eine Rose zu schenken, der sie nicht annimmt. Um uns herum passiert so viel, dass wir abends erschöpft ins Bett gehen und versuchen unser Projekt nicht aus den Augen zu verlieren.
In den Gesprächen, die trotz der Proteste stattfinden, spüren wir, dass NRC und CAA überall präsent sind und auch die LGBTIQ-Community negativ beeinflussen könnten. Wenn Transgender Personen beispielsweise wegen einer Namensänderung widersprüchliche Dokumente besitzen, könnten sie zu Staatenlosen werden. Vielen Menschen aus der Community könnte es ähnlich gehen, vor allem wenn ihnen der Zugang zu ihren Dokumente fehlt, weil sie ihre Familie nach ihrem Coming-Out überstürzt verlassen mussten. In Neu-Delhi haben wir Menschen getroffen, die aus unterschiedlichen Generationen und Perspektiven für Gleichbehandlung kämpfen – sei es Vikram, der als Zeichen des Protests in der Öffentlichkeit die traditionelle Kleidung indischer Frauen trägt: der Sari. Oder Reyansh und Sandhra, die für mehr Schutzräume für Personen der LGBTIQ Community in indischen Universitäten protestieren. Mit Neu-Delhi schließen wir das letzte Kapitel unserer Reise.